Weltumspannend kreativ
Kölner Kultur 04.03.2025 - von Martina Kaiser
Shootingstar Alexander Höller malt seine Werke an allen Orten
Er malt Zähne, die an Computertastaturen erinnern – in einem Zeichenduktus wie einem frechem Witz und mit einer Beobachtungsgabe,die neugierig macht auf das, was da noch kommt. DennAlexander Höller ist erst 28 Jahre alt, hat aber als Maler bereits eine Handschrift, die aufmerksam macht: Ein Krokodil wirft er so virtuos auf das Papier, als greife es gerade zum Telefon. Pavian und Tiger schauen den Betrachte ganz konzentriert an, wie es Porträtierte aus der Herrschaftsklasse eben gerne tun. Ein Neo-Expressionismus in den schrillsten Farben. Das ist das eine. Höller ist aber auch für die leise Geste zu haben, er findet den Wald auf der Leinwand quasi neu und lenkt im volltätowierten Selbstporträt den Blick auf eine junge Generation, die womöglich gegen vieles ist, aber auch offen für Neues.

„Sketching around the World“ (Skizzieren auf der ganzen Welt) heißt die Einzelausstellung in der Galerie Martina Kaiser, die Höller zum wiederholten Mal ausstellt. Bei seinen Bildern verblüfft, in welchem raschen Takt der Künstler seine Objekte mal in Berlin, dann in Oslo, auf Mallorca oder in Asien und Mexiko malt: Dörfer, Städte unbewohnte Landschaften streift er und fängt das Spezifische unmittelbar ein. Mit Pastellkreide auf Papier. Unzählige Skizzen fasst er später im Atelier zu Gemälden zusammen.
Das Reisen und Unterwegs sein, sagt der gebürtige Münchener, inspiriere ihn. Eingebungen habe er überall. In den Wartehallen der Flughäfen, im Flieger, am Ziel. Seine Antriebsfedern seien Freiheit und Freizügigkeit. In Mexiko faszinierten ihn der „Dia de los Muertos“, der Tag der Toten, an dem die Verstorbenen laut mexikanischer Tradition aus dem Jenseits zurückkehren, um die Verbliebenen zu besuchen und die Seelen mit den weltlichen Freu-den zu verwöhnen. Ein Feiertag Anfang November in Mexiko, der den jungen Maler beflügelte, die maskenhaften, lebensfrohen Wesen auf Papier festzuhalten. Auf den Malediven wiederum habe es weniger Reize gegeben. Zeit, die er für Erinnerungen genutzt habe. Angesichts der rasanten Karriere, sind solche Momente des Innehaltens sicherlich angebracht:
Mit 17 Jahren brach er die Schule ab, umsich ganz dem Malen zu widmen. 2014 ging er an die Freie Kunstwerkstatt München, um sein Zeichentalent weiter auszubilden; 2015 wurde er schließlich an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg angenommen. Drei Jahre später wechselte er an die Akademie der Bildenden Künste München, 2020 erwarb er sein Diplom und wurde kurz darauf von der Kölner Galeristin Martina Kaiser entdeckt und gefördert. Bislang ist es deutschlandweit die einzige Galerie, die Höllers Arbeiten vertritt. Dabei entwickelt sich der gebürtige Münchner zum Shootingstar der jungen deutschen Kunstszene. 2022 debütierte er auf der Art Karlsruhe,wo die Galerie Martina Kaiser ihm eine Einzelpräsentation widmete. Unvergessen ist seine Aktion „DerStumme Schrei“ auf der Kölner Domplatte im Mai 2021. Zur Zeit der Corona-Pandemie ging Alexander Höller den ungewöhnlichen Weg, rüttelte bildgewaltig auf, während die Wogen des Umgangs mit dem Missbrauchsgutachten und Kardinal Woelki hoch schlugen. Ohne Worte zeigte er den ausgestreckten Mittelfinger. „Das ist besser, als die Leute anzuschreien“, erklärte er. Provokation ist sein Thema. Er richtet sich gegen die Vorurteile in der Gesellschaft. Gegen Intoleranz. Für mehr Selbstbestimmung. Auch in der Kirche. „Freizügigkeit in der Kunst lehnt er an Artikel 11 des deutschen Grundgesetzes an, wonach jeder Bundesbürger seinen Wohn und Aufenthaltsort innerhalb Deutschlands selbst bestimmen darf“, erklärt Martina Kaiser. Und Alexander Höller geht noch weiter. Er fasst den selbstbestimmten Aufenthalt an einem Ort der Wahl global auf.