Alexander Höller kommt in die Kunsthalle
Mainpost 19.04.2021 - von Steffen Krapf
Alexander Höllers erste museale Ausstellung findet vom 28. Januar bis 27. März 2022 im Schweinfurter Kunstsalong statt. Warum der Kunstverein mit einer Tradition bricht.
Inmitten der seit Monaten andauernden Absageflut vermeldet der Kunstverein ein echtes Highlight. Alexander Höller kommt in die Kunsthalle. Der aus Schwebheim stammende Künstler wird vom 28. Januar bis 27. März 2022 Werke aus seiner „Waldserie“, die zum internationalen Erfolg avancierte, im Kunstsalong in der Schweinfurter Kunsthalle ausstellen. Der 24-Jährige freut sich, dass sein Start in den musealen Kontext für ihn ausgerechnet in der Heimat stattfindet.
„Wir haben seinen Werdegang genau verfolgt“, erklärt Iris Muffert-König aus dem Vorstand des Kunstvereins. Nach der Jugend in der Heimat ging es für Alexander Höller zum Kunststudium nach Nürnberg und München. In der Landeshauptstadt lebt er heute noch. „Um sein Selbstbewusstsein könnte man ihn beneiden“, findet Stefan Muffert, Vorsitzender des Kunstverein. Er freut sich, mit Höller einen jungen, aufstrebenden Künstler auszustellen, der gleichzeitig aber auch schon genau weiß, was er möchte – und auch noch Lokalkolorit einbringt. „Es ist uns wichtig zu zeigen, was unser Landstrich zum Vorschein bringen kann“, betont der KV-Vorsitzende, der auch zugibt, mit einem so jungen Künstler durchaus etwas mit der Tradition des Kunstvereins zu brechen. „Leibhaftig“ hat Muffert zwar noch keines von Höllers Werken, die dem abstrakten Expressionismus zuzuordnen sind, gesehen, die Tiefe der Bilder werde ihn aber beeindrucken, ahnt er schon vorab.
Foto: Alexander Höller | Alexander Höller in seinem Münchner Atelier. Nächstes Jahr bringt der gebürtige Schwebheimer Werke seiner „Waldserie“ nach Schweinfurt.
Als Jugendlicher war Höller fast täglich im Wald
Ein Besuch im Atelier von Alexander Höller im Münchner Stadtteil Maxvorstadt, nur wenige Minuten vom Hauptbahnhof entfernt: In dem 180 Quadratmeter großen, spartanisch eingerichteten Atelier riecht es nach Farbe. Es ist kühl, und die Sinne erleiden eine Reizüberflutung der angenehmsten Art. Hier arbeitet der junge Künstler meist bis tief in die Nacht hinein, aus den Boxen dröhnt dabei harte und treibende Rockmusik. Im für Außenstehende wilden Wust aus Leinwänden, angefangenen und fertigen Werken, Skizzen, Malutensilien und Kunstbüchern, ist der Schwebheimer komplett in seinem Element.
Foto: Alexander Höller | Zu harter Rockmusik arbeitet Alexander Höller in seinem Münchner Atelier.
Die gut 15 Bilder, darunter viele im Höller-typischen Großformat, die in Schweinfurt zu sehen sein werden, sind alle in monatelanger Arbeit in diesem Münchner Hinterhof entstanden. Die Prägung und das Leben der Bilder haben ihren Ursprung in den Wäldern rundum Schweinfurt. Als Jugendlicher war er fast täglich im Wald, dort verlor er sich gerne, blickt er zurück: „Hier musste ich mich nicht rechtfertigen wer ich bin.“
Höllers neue Serie ist bereits in Arbeit
In der Mitte des Ateliers stehen bereits Werke aus Höllers neuer Serie, ein fast noch geheimer Einblick, den der im positivsten Sinne getrieben wirkende Künstler gewährt. Die „Waldserie“ hat er seit einigen Monaten auf unbestimmte Zeit unterbrochen. Die „Wälder“-Ausstellung in Schweinfurt, bei der er auch einige unveröffentlichte Bilder ausstellt, wird somit auch für ihn zu einer Retrospektive seiner bis dato intensivsten Schaffenszeit. Und irgendwie auch eine seiner eigenen Jugend. Der Park vor dem Theater, in dem er gerne mit Freunden saß, gefühlt häufiger als drüben im Celtis-Gymnasium, wo er zur Schule ging, sind von der Kunsthalle, durch die er bei der Jahrhundertausstellung mit den Sammlungen von Gunter Sachs als 16-jähriger Besucher führte, in Sichtweite. „Irgendwann bist du da auch mal drin“, sagte er sich damals.
Foto: Alexander Höller | Höllers Werke sind dem abstrakten Expressionismus zuzuordnen.
Die Vorfreude und Spannung auf seine erste museale Ausstellung kann er schon heute, neun Monate vorher, nicht verbergen. Möchte er auch nicht. Die Kultur soll mit einem großen Knall zurückkehren, nach der endlos erscheinenden Durststrecke während der Pandemie. Dafür ist Alexander Höller, der sich als Gesamtkunstwerk begreift, genau der Richtige. Wie viel „Rockstar“ Schweinfurt bekommt, weiß er noch nicht. „Es muss passen, es muss echt sein“, sagt er. Er wird die gesamte Ausstellungszeit vor Ort sein, um alles aufzusaugen, zu erleben und zu spüren. Dazu wird er auch selbst durch die Ausstellung führen. Der Mix aus seiner tiefgründigen und spannenden Kunst, gepaart mit seinem offensiven und authentischen Auftreten, wird nicht nur eingefleischte Museums-Gänger in die Kunsthalle locken. „Kunst muss unter die Leute, Kunst muss gesehen werden“, findet Höller.